Über Karl Klar

Photographie, Multimedia, Intervention

Pfefferspray olé?

Ein Kommentar von Karl Klar als Reaktion auf die jüngste Berichterstattung, siehe OÖN.

Die Linzer Stadtwache (vulgo Ordnungsdienst) ist bekanntlich nicht bewaffnet, sehr zum Bedauern des FPÖ-Stadtrats Detlef Wimmer. Zuerst wünschte er sich Schlagstöcke für seine Truppe. Als diese nach heftigem Widerstand im Sicherheitsausschuß des Gemeinderats nicht durchsetzbar schienen, machte er sich für den Einsatz von Pfefferspray stark. (Einmal hörte man in einem Interview, dass sich die StadtwächterInnen ja auch gegen Hunde verteidigen können müssen. Ich bin nun wahrlich kein Tier-Experte, aber einem scharfen Hund Pfefferspray in die Augen zu sprühen erscheint mir noch gefährlicher als evschlin Wochenendausflug mit Jörg Haider.)

Ein Pfefferspray ist eine gefährliche Waffe, dies wird leider gerne verschwieden oder verharmlost. Gerade bei Personen, die starke Medikamente oder Drogen eingenommen haben, kann der Einsatz von Pfefferspray auch tödlich enden (siehe Artikel im Spiegel Online).

Und natürlich steht eine Bewaffnung im krassen Widerspruch zu den Bemühungen von SPÖ, ÖVP und FPÖ die Stadtwache als service-orientiertes Ordnungspersonal zu verkaufen. Diese Forderung lässt sich sehr einfach dechiffrieren: Die Stadtwache soll mehr Autorität und Durchsetzungskraft bekommen. Und was wird der nächste Schritt sein? Der Ruf nach mehr Kompetenz, und das heißt Ausweiskontrollen, Personen-Durchsuchungen und Strafmöglichkeiten. Eine Forderungsspirale ganz im Sinne des wirklichen Erfinders, der FPÖ, wird sich in Gang setzen. Und es wird sich herausstellen, wie lange die SPÖ als de-fakto gesetzgebende Macht in Linz den populistisch leicht verkaufbaren Forderungen standhalten wird.

Es steht zu befürchten, dass die Linzer SPÖ so wie die Welser GenossInnen lieber ihren eingeschüchterten, sich nach der Utopie Sicherheit sehnenden StammwählerInnen Marke 50+ beweisen wollen, dass sie sich ihrer Probleme annehmen. Denn dass man einen Detlef Wimmer, eine FPÖ populistisch in ihrem ureigenstem Territorium, dem Geschäft mit der Angst, nicht überholen kann, hat die österreichische Sozialdemokratie leider bis heute noch nicht gelernt.

Daher zum Schluss noch ein Vorschlag: Schaffen wir die Stadtwache einfach ab und kaufen dafür jedem Linzer/jeder Linzerin einen Pfefferspray: Diese kosten pro Stück 4 €, bei 200.000 LinzerInnen macht das gesamt nur 800.000 € – und voilà, wir haben in der vielzitierten Krisenzeit 1.000.000 € gespart. Dann kann jede/r Ordnungsdienst spielen, sich dabei sicher fühlen und die AugenärztInnen machen auch noch einen ordentlichen Reibach.

Unerwünschte Bewerbungen, Teil 1

Aus Journalistenkreisen hört man des öfteren, dass die Stadtwache schwer zu erreichen ist: Termine mit Photographen werden nicht eingehalten, telefonisch ist niemand zu erreichen und auf der Straße bekommen sie von den StadtwächterInnen die Auskunft, dass sie nicht mit der Presse sprechen dürfen. Und Google listet dann die kritische Plattform auch noch auf Platz 1 in seinen Suchergebnissen! Kein Wunder also, dass manche einfach eilig auf unsere Kontaktknopf drücken und uns Anfragen senden, für die wir uns eigentlich nicht zuständig fühlen, wie z.B. bei der folgenden:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich habe mich schon vor längerer Zeit, bevor noch die Ausschreibung für die Linzer Stadtwache aktuell war, für die Stadtwache beworben. Leider habe ich bis heute weder eine zusage noch eine Absage der Stadt Linz bekommen. Daher sende ich Ihnen heute nocheinmal meine Bewerbung zu. Da ich lange Jahre im Sicherheitsdienst tätig war und meine Schulung über das Landesgenameriekomando OÖ ( Hr. Obst lt. Buchegger ) absolvierte bin ich mit sämtlichen Aufgaben Vertraut. Ich bin nachwie vor noch im Sicherheitsdienst tätig, möchte jedoch gerne meine Arbeitstätte in meiner Wohnungnähe verlegen.

Zu meinen speziellen Aufgaben gehören unter anderem Werkschutz, Veranstaltungsschutz, Personenschutz, Bälle und Drogenbekämpfung. Von meiner Persönlichkeit her überzeuge ich durch ein Sympathisches, seriöses Erscheinungbild, Flexibilität, Zielstrebigkeit, Führungsqualitäten sowie Selbstständigkeit.

Als verantwortungsvoller Mitarbeiter strebe ich durch höchste Einsatzbereitschaft die Sicherheit der Mitmenschen sowie eines langfristigen Arbeitsatzes an. Neuen Aufgaben stehe ich jederzeit aufgeschlossen gegenüber. Ich bin bereit die Verantwortung für eine gegebene Sicherheit mitzubrgen.

Einem Vorstellungsgespräch bei dem Sie Sich einen persönlichen Eindruck von mir verschaffen können, sehe ich gerne entgegen. Anbei darf ich Ihnen noch meine Tel. Nr. übermitteln. 0699 XXXXXXX

Mit sicheren Grüßen,
Theodor Schlagefroh*

* Geändert, Name der Redaktion bekannt

Gastkommentar: „Linzer Ordnungsdienst – Millionen für einer Dauer-PR-Kampagne der FPÖ“

Das Freie Medium Ottensheim hat einen Kommentar zur Stadtwache geschrieben:

Jetzt gibt es ihn also: Den städtischen Ordnungsdienst, ursprünglich als „Stadtwache“ geplant und angekündigt. Die Kompetenzen sind beschnitten, der Nutzen fragwürdiger als je zuvor. Bloß: Die Kosten sind dadurch wohl nicht gesunken und die Folgen, die die tatsächliche Einführung eines FPÖ-geführten Ordnungsdienstes in Linz mit sich bringt, sind politisch gesehen die Gleichen (wie sich der beschnittene Ordnungsdienst, der nun eher eine Kombination aus den Wiener „Waste Watchern“ und „Night Watchern“ darstellt, denn eine städtische Polizei, auf das gesellschaftliche Klima und das soziale Gefüge auf den viel frequentierten Straßen und Plätzen der Stadt auswirkt, wird sich erst zeigen müssen).

Lesen sie den ganzen Artikel hier: http://fm5ottensheim.blogspot.com/2010/09/linzer-ordnungsdienst-millionen-fur.html

Erstes Video, Interview mit betroffenen Jugendlichen

Die „Ordnungsdienst der Stadt Linz GmbH“-Wache hat ein erstes Video ihres Lokalaugenscheins veröffentlicht. Darin kommen auch Jugendliche zu Wort, die vom Ordnungsdienst angewiesen wurden, den OK Platz zu verlassen – angeblich mit dem Kommentar: „In zehn Minuten könnts eh wieder kommen, da ists uns wieder egal.“

Lachen über die Stadtwache

Auch wenn das Beschneiden unserer BürgerInnen-Rechte eigentlich kein Grund zum Lachen ist, kann Humor doch immer ein gutes Ventil für die eigene Unzufriedenheit sein. Daher möchte wir euch folgendes aus Deutschland stammende Video nicht vorenthalten:

Auch der Linzer Ordnungsruf möchte die neue Stadtwache begleiten und ruft auf seiner Facebook Seite auf:  „Das bekannte Kasperllied wird den Ordnungsdienst bei seiner täglichen Arbeit begleiten, und bei jeder Begegnung aus dem Handy erklingen, oder einfach nur gesummt oder gepfiffen werden. Die Melodie ist als MP3, WAV und iPhone Ringtone zum Download verfügbar.“